CO2-Emissionen der Energiewirtschaft seit 1990 um mehr als die Hälfte gesunken

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft sind in diesem Jahr um 15 Prozent gegenüber 2019 gesunken (2020: 217 Millionen Tonnen CO2; 2019: 254 Millionen Tonnen). Im Vergleich zu 1990 beträgt die Minderung der CO2-Emissionen seit 2020 rund 53 Prozent. Das zeigen vorläufige Berechnungen aus dem heute veröffentlichten BDEW-Jahresbericht „Energieversorgung 2020“. „Die Energiewirtschaft ist bei der notwendigen Treibhausgas-Reduktion eindeutig auf Kurs“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, auf der Jahresabschluss-Pressekonferenz des Verbandes.

Ein Faktor für die Minderung der CO2-Emissionen war die auch in diesem Jahr gestiegene Stromerzeugung aus Erneuerbare Energien und der Rückgang der Kohleverstromung: So erzeugten Wind, Photovoltaik, Biomasse und andere regenerative Energieträger 2020 insgesamt 251,7 Mrd. kWh Strom und damit 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Stromerzeugung aus Steinkohle sank um mehr als ein Viertel, die Stromerzeugung aus Braunkohle um knapp ein Fünftel.

Der besonders starke Rückgang der CO2-Emissionen in diesem Jahr ist zu einem Teil auch durch die Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden wirtschaftlichen Einbruch verursacht. So ist der Stromverbrauch im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,4 Prozent auf 543,6 TWh gesunken. „Was wir für die weitere CO2-Reduzierung vor allem brauchen, ist ein entschlossener und schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien. Die EEG-Novelle, die heute im Bundestag verabschiedet werden soll, enthält zwar einige positive Ansätze, wird aber noch nicht ausreichen, um der Energiewende den notwendigen Anschub zu verleihen“, sagte Andreae.

„In den vergangenen zehn Jahren haben wir einen regelrechten „Siegeszug“ der Erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung erlebt. Insbesondere die Windenergie an Land ist und bleibt der „Packesel“ der Energiewende. Jetzt droht der weitere Ausbau jedoch ins Stocken zu geraten: Durch das Förderende werden immer mehr Anlagen vom Netz gehen. Zudem werden inzwischen zwei von drei Windrädern beklagt.

Es ist deshalb umso bedauerlicher, dass die Koalition die Chance nicht genutzt hat, im Zuge der EEG-Novelle wichtige Verbesserungen und Erleichterungen für die Erneuerbaren Energien umzusetzen: Konkret hätte die Bundesregierung schon jetzt für bessere Bedingungen für das Repowering sorgen können. Der BDEW hat hierfür bereits Vorschläge vorgelegt. Auch im Bereich des Artenschutzrechts bedarf es endlich handhabbarer und bundesweit einheitlicher Vorgaben. Die Bundesregierung muss dies im ersten Quartal 2021 anpacken.“ Auch im Bereich der Photovoltaik bestehe weiterhin erheblicher Nachbesserungsbedarf. Insgesamt habe es im Jahr 2020 trotz der Corona-Pandemie jedoch auch Fortschritte in der Energiepolitik gegeben, sagte Andreae. Mit dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz gebe es nun einen klaren Plan, um Schritt für Schritt aus der Kohleverstromung auszusteigen. Mit der vom BDEW seit Langem geforderten Einführung der CO2-Bepreisung in den Bereichen Wärme und Verkehr habe die Bundesregierung einen Paradigmenwechsel in diesen Sektoren eingeleitet.

Dennoch gebe es auch im kommenden Jahr viel zu tun: „Gerade in Hinblick auf die Erhöhung der europäischen Klimaziele gilt es nun, noch einmal mehr Tempo zu geben. Wir müssen alle Potenziale zur Treibhausgasminderung ausschöpfen“, sagt Andreae.

Mit Blick auf die Elektromobilität müsse die Koalition endlich eine Einigung beim Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) erreichen, um den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.

Eine zentrale Aufgabe der nächsten Bundesregierung müsse es zudem sein, die Finanzierung der Erneuerbaren Energien zu reformieren. „Das EEG stößt hier mittlerweile an seine Grenzen“, sagt Andreae. Auch das Thema Wasserstoff müsse weiterhin ganz weit oben auf der Agenda der Politik bleiben. „Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung einen ersten Plan für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Nun gilt es, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Hier spielt auch die Energiewirtschaft eine große Rolle. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist eine der zentralen Aufgaben der kommenden Jahre.“

Strom-Erzeugungsmix für das Jahr 2020:

Wind, Photovoltaik, Biomasse und andere regenerative Energieträger erzeugten 2020 insgesamt 251,7 Mrd. kWh Strom und damit 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Ihr Anteil an der Bruttostromerzeugung beträgt nun 44,6 Prozent. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch – die für die Zielerreichung der Erneuerbaren Energien maßgebliche Quote – beträgt 46,3 Prozent. Die Windenergie (Onshore + Offshore) ist mit einer Stromerzeugung von insgesamt 132,8 Mrd. kWh inzwischen mit Abstand der wichtigste Energieträger im deutschen Strommix und erzeugte annähernd so viel Strom wie sämtliche Braun- und Steinkohlekraftwerke zusammen (brutto). Deutlich zurückgegangen ist auch in diesem Jahr die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle: Die Stromerzeugung aus Steinkohle sank um mehr als ein Viertel, die Stromerzeugung aus Braunkohle um knapp ein Fünftel. Auch die Kernenergie weist insbesondere aufgrund der Stilllegung des Kernkraftwerks Philippsburg 2 Ende 2019 einen Rückgang auf. Die Stromerzeugung aus Gaskraftwerken legte leicht um 0,7 Prozent zu.

Quelle: BDEW

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