Heute wurde ein Arbeitspapier des Bundesumweltministeriums bekannt, das die Pläne von Ministerin Steffi Lemke zur Reduzierung von Biokraftstoffen auf Basis von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen skizziert.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger sieht darin einen ersten richtigen Schritt und ein wichtiges Signal an die Märkte, forderte zugleich aber den vollständigen Ausstieg bis 2025. „Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermitteln haben keine Zukunft. Diese Form der Energiebereitstellung geht mit massiven Auswirkungen auf die globale Biodiversität und den Flächenverbrauch einher, ohne die nötige CO2-Einsparung im Verkehrssektor zu liefern. Spätestens in Zeiten steigender Lebensmittelpreise ist es geradezu zynisch, Raps, Getreide und Co. weiter in unseren Autos zu verbrennen. Daher sind die Pläne von Ministerin Lemke, die Nutzung schneller als bisher vorgesehen deutlich zu reduzieren, richtig. Tatsächlich müsste der vollständige Ausstieg sogar noch früher erfolgen und bis 2025 vollzogen werden.“
Zum Hintergrund: Aktuell werden rund 9,8 Millionen Tonnen Nahrungs- und Futtermittel pro Jahr für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet. Das entspricht rund 2,5 Millionen Hektar Anbaufläche für den Einsatz biogener Kraftstoffe allein in Deutschland. Hinzu kommen enorme Probleme durch den Einsatz von Palmöl und Soja, für deren Anbau Tropenwälder gerodet werden. Nachdem der Ausstieg aus Palmöl für die Biokraftstoffproduktion bereits im letzten Jahr entschieden wurde, muss sich die Bundesregierung auf europäischer Ebene im Zuge der Debatte um die Erneuerbare-Energien-Richtlinie III nun auch verstärkt für ein sofortiges Ende der Soja-Nutzung als Energielieferant einsetzen. Nur so kann eine weitere Zerstörung sensibler Ökosysteme verhindert werden.
Die Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED II) sieht in Deutschland eine abnehmende CO2-Intensität von Kraftstoffen vor. Diese sogenannte Treibhausgas-Minderungsquote liegt aktuell bei sieben Prozent und soll bis zum Jahr 2030 auf 25 Prozent ansteigen. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, auch Biokraftstoffe der ersten Generation genannt, dürfen gegenwärtig bis zu 4,4 Prozent beitragen. Der Vorschlag aus dem Hause Lemkes will diesen Anteil einem geleakten Papier zufolge nun schon ab dem kommenden Jahr auf 2,5 Prozent verringern und bis 2030 ganz zurückfahren. Gleichzeitig soll die Anrechenbarkeit von Strom für Elektrofahrzeuge, aber auch Wasserstoff deutlich erhöht werden, um so die geforderte CO2-Minderung erreichen zu können.
Bislang sind Biokraftstoffe immer noch die billigste Erfüllungsoption für die Treibhausgasquote, die Mineralölkonzerne dazu zwingt, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte sukzessive zu reduzieren. Dabei verursachen Biokraftstoffe bis zu dreimal so hohe Treibhausgasemissionen wie fossile Kraftstoffe und zerstören einmalige Ökosysteme. Dieser fatale Fehlanreiz bremst zugleich auch die Bemühungen, so schnell wie möglich auf Elektromobilität bei Pkw und Lkw umzustellen. Ein Ausstieg aus der Produktion von Biokraftstoffen würde zugleich dafür sorgen, dass Flächen frei werden für Renaturierung, einen Beitrag zum Biodiversitätserhalt leisten und zugleich die natürliche Senkenfunktion von Wäldern und Mooren stärken.
Quelle: NABU